Medien für das Rollenspiel – wie finden?

Verfasser: taranion | Datum: 24.11.2017 | Kategorie(n): Allgemeines, Konzepte, Tools

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich als Spielleiter freue mich immer, wenn ich im Netz über Bilder oder Musik stolpere, die ich gut geeignet für den Einsatz am Spieltisch finde. Meist sichere ich mir die auf irgendwelche Festplatten und da liegen sie erst einmal. Später dann kommt der Zeitpunkt, wo ich beim Vorbereiten eines Abenteuers geeignete Medien suche, z.B. Bilder für NPCs oder Musik für eine Szene. Das Durchsuchen meiner lokalen Sammlung und gezielte Suchen im Netz dauert oft Stunden, da ich im ganzen Rauschen an Medien erst einmal das Signal, d.h. die potentiell geeigneten Medien, finden muss.

Im Prinzip läuft das auf zwei Probleme hinaus:

  1. Wie finde ich Medien in meiner Sammlung wieder?
  2. Wie finde ich Medien im Netz, die ich noch nicht kenne?

Bzgl. 1. sieht das bei mir so aus, dass ich für Bilder ein Verzeichnis angelegt habe, in dem Unterverzeichnisse wie „Male“, „Female“, „Creature“, „Landscape“ vorhanden sind. Es gibt aber auch einen Unterordner „Star Wars“, wo ich alle Bilder abgelegt habe, die so eindeutig Star Wars sind, dass man sie für kein anderes Setting gebrauchen kann. Für Musik ist es schwieriger: normalerweise sortiere ich Musik in Unterverzeichnisse für Interpreten und darin nochmal Alben – für das Rollenspiel brauche ich aber eher „dramatisch“ oder „unheimlich“. Als Konsequenz dupliziere ich Rollenspielmusik nochmal in einen anderen Ordner mit eben Unterordnern für „dramatisch“, „fröhlich“ etc.
In beiden Fällen habe ich das Problem, dass es eigentlich mehr zu einem Bild oder einem Musikstück zu sagen gibt. Ein Musikstück kann im Ordner dramatisch liegen, aber z.B. harte Beats haben, dass es für Fantasy Settings nicht passt. Ein Bild eines männlichen NPCs im entsprechenden Unterordner passt evtl. nicht für ein Cyberpunk-Setting, weil es einen Cowboy vor einem Saloon zeigt. Was hier nötig wäre, wären weitere Kategorie-Einordnungen, was bei Ablage im Dateisystem schwierig wird.

Noch schwieriger wird 2. Mein Ansatz hier ist meist eine Google Bildersuche, mal mit deutschen, mal mit englischen Suchbegriffen. Natürlich liefert das einige brauchbare Ergebnisse. Aber es gibt schon Unterschiede, ob ich als Suchbegriff „gruselig“ oder „unheimlich“ eingebe und es bleibt unklar, welche passenden Medien ich gar nicht erst angezeigt bekomme, weil die Suchmaschine sie nicht mit dem Begriff verknüpft. Die Suchmaschinen können zudem  in der Regel nichts damit anfangen, dass ich z.B. einen NPC suche und ich bekomme dann auch viele Bilder, mit irgendwelchen Actionszenen, die schlecht als Handout für einen NPC taugen.

Um die Situation zu verbessern, möchte ich eine Anwendung haben, die mir folgendes ermöglicht:

  1. Das Einordnen von Medien in bestimmte Kategorien, sowie das Hinzufügen von Schlagworten
  2. Das Teilen von solchen Einordnungen mit der Community
  3. Das (wo möglich) automatische Indizieren meiner Medienverzeichnisse durch Community-Wissen
  4. Der (wo möglich) automatische Download von Medien aus dem Netz, die ich durch Community-Wissen gefunden habe

Es gibt Tools da draußen, die zumindest beim Einordnen von bestimmten Medien helfen, in dem sie z.B. erlauben bei einem MP3 eine Stimmung anzugeben, aber wirklich ausreichend ist das noch nicht. Zudem sind solche Tools meist nur auf einer Plattform verfügbar, was die Punkte 2. und 3. behindert. Ein Tool welches überhaupt andere Anforderungen als 1. erfüllt, ist mir eh nicht bekannt. Falls ihr da was wisst, lasst es mich wissen. Derzeit gehe ich davon aus, dass ich so ein Tool erst schreiben muss.

Das bringt uns zu Punkt 2. und 3. Ich will hier die technische Infrastruktur mal außen vor lassen und mich darauf konzentrieren, wie man das mit der Einordnung machen kann. Spiel mir ein Musikstück an unterschiedlichen Tagen vor und ich wähle vermutlich unterschiedliche Schlagworte dafür (z.B. „gruselig“ vs. „unheimlich“). Jetzt kommen noch unterschiedliche Sprachen dazu und wir haben schnell das Problem, dass Schlagworte die einer vergibt, einer anderen Person nicht helfen. Was es also braucht, ist ein Minimalsatz an Kategorien in die man ein Bild/Musikstück stecken kann, der fest vorgegeben ist. Es wird Kategorien geben, die sich nicht für jede Art von Medien eignen, aber das schadet nichts.

Um mal etwas konkreter zu werden: Meine bisherigen Ideen sehen vor:

  • jede Mediendatei mindestens mit einem Genre zu taggen, ggf. auch mit einem Rollenspielsetting
  • Musik mit Stimmung und Tempo zu taggen, wobei jeweils Wahlmöglichkeiten vorgegeben werden. Gerne in irgendeiner Rangfolge sortiert, quasi als Achse.
    Stimmung: ausgelassen – heiter – neutral – unheimlich – bedrohlich
    Tempo : sphärisch – entspannend – neutral – spannend – dramatisch
  • Bilder mit groben Inhaltsbeschreibungen zu taggen, z.B. Angaben zu Geschlecht, Ort, Epoche, Bedrohlichkeit, Natürlichkeit. Manche wieder als Achse aufgezogen, andere einfach nur als Auswahl. Denkbare Vorgaben wären:
    Natürlichkeit: wild, natürlich, dörflich, städtisch
    Orte: Burg, Turm, Markt, Geschäft, Kneipe/Taverne, Gasthof/Hotel, Klinik/Spital, Friedhof, Krypta, Höhle, Mine, Kerker, U-Bahn, Bahn, Flugzeug, Boot, Schiff, Hafen, Fabrik …

Es wäre problemlos möglich, die Tags für Bilder auch für Musik zu verwenden und umgekehrt. Schwierig ist eher einen Satz Tags und Optionen zu finden, der gut genug ist um eine Vorauswahl zu treffen, aber nicht so groß dass der Eindruck entsteht, man könnte den Inhalt vollständig damit beschreiben. Und vor allem ein Satz Tags und Optionen, mit der eine Mehrheit der Anwender arbeiten kann.

Hier ist Input explizit willkommen. Entweder hier als Kommentar, oder im Tanelorn-Forum.


Kommentare

Jan sagt:

Ja, stimmt. Mir ging es auch nicht um Aufwand/Nutzen, sondern um die minimale Lösung, um zu gucken, ob das was taugt. Die Idee mit den Metadaten ist gut!

RPGFramework sagt:

Man kann das eine tun, das andere nicht lassen. Beliebiges Verschlagworten für lokale Dateien wollte ich durchaus ermöglichen, aber der Mehrwert für andere entsteht erst mit den Kategorien. Und der Aufwand ist gar nicht so groß, das noch oben drauf zu packen.

Beim Taggen lokaler Dateien kommt noch die nächste spannende Frage, wo man die unterbringt? Im gleichen Verzeichnis für jedes Bild/Musikstück eine Metadata-Datei anlegen – das macht das zusammenkopieren aus unterschiedlichen Quellen sehr einfach, verdoppelt aber die Dateianzahl. Im gleichen Verzeichnis ein Datenbank-File über alle Inhalte – weniger Dateien, aber das Verzeichnis ist nur als ganzes kopierbar. Oder lieber im Bild/Song selbst (im EXIF-Header oder im MP3-Header), was keine zusätzlichen Dateien erzeugt, aber diese eben verändert.

Jan sagt:

Hm, ich sammle nur noch Karten und dabei auch hauptsächlich nur noch welche für Kämpfe. Ich sortiere nach Größe (Encounter, settlement, continent und noch irgendwas viertes, dass mir nicht einfällt). Bei Encounter dann noch nach Umgebung: Dungeon, Urban, Wildnis…. Das klappt dafür ganz gut, schon ein paar Jahre. Die paar Karten, die in mehrere Ordner passen kopiere ich halt. NSC-Bilder hab ich mal probier, hat aber nicht gut funktioniert und ich hab’s dran gegeben. Suchen auch. Habe ich eine Zeitlang gemacht und selten vernünftiges gefunden. Darum sammle ich jetzt einfach Karten, die mir gefallen, wenn ich sie sehe und speicher sie auf Vorrat.

Ich würde deine Idee von der andren Seite angehen. Nicht die voll ausgebaute Lösung, auch wenn deine Ideen gut klingen. Ich finde, die minimale Ausbaustufe ist ein Programm, dass lokale Dateien mit Tags versehen kann. Damit ist schon viel geholfen, denke ich. Klar, man verwendet dann viele ähnliche Tags für eigentlich dasselbe. Aber wäre dafür nicht der Weg eine “fuzzy“ Suche, quasi mit Thesaurus hinten dran, besser?